Dienstag, 21. April 2009

Der größte Verlierer


Lange war das Doppelbudget 2009/2010 unter Verschluss, lange hat unser Lieblingsminister behauptet alles sei bestens. Doch nun zeigt sich das die Faymannschen Wünsche ("Würden Sie in der SPÖ eine Hitliste anfertigen, wäre die Landesverteidigung wahrscheinlich ganz unten angesiedelt") zum tragen gekommen sind - das Bundesheer ist netto der größte Verlierer bei den "Sparmaßnahmen" zur Wirtschaftskrise im Bundesbudget, trotz Eurofighter-Rückzahlungen. Die kolportierten 70 Mio. Budgetgewinn gehen an das Sportressort, real bleiben dem Heer 60 Mio. weniger als letztes Jahr, und das noch ungeachtet der enormen Inflation 2008. Die europaweit größte Schere zwischen Bildungs- und Sozialausgaben auf der einen, Verteidigungsausgaben auf der anderen Seite klafft damit noch weiter auf, denn für erstgenannten Ministerien gibt es (trotz Reform-Resistenz) auch heuer wieder ein Plus im Budget. Böse Zungen behaupten ja wir würden unsere (ach so neutrale) äußere Sicherheit von den EU-NATO-Nachbarn bezahlen lassen damit wir weiterhin Weltmeister bei Frühpensionen bleiben können.

Weiterhin hält Darabos auch den Brief seiner Generäle zurück, in welchem diese vor realen Problemen in der Aufgabenerfüllung des Bundesheers warnen, und stellt sich zusammen mit Regierungspartner ÖVP im nationalen Sicherheitsrat selbst die Bescheinigung aus, das eh alles leiwand ist - vorausgesetzt man sieht die Aufgaben des Bundesheers in einem THW-artigen Katastrophenschutz deutscher Manier, und nicht in der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Pflicht zur militärischen Landesverteidigung und dem Schutz der Neutralität.

Die von allen Parteien!!! mitgetragene und mitentschiedene Reform 2010 dürfte damit endgültig sterben gehen, denn von dem darin geforderten 1%BIP ist das Heer heute weiter entfernt als jemals zuvor. Das hat trotz anderslautender Kommentare auch nichts mit dem Ankauf und Betrieb der Eurofighter zu tun - wenn sich PISA-Musterländer wie Finnland über 90 Jets leisten können, und trotzdem der Rest der Armee nicht verhungert und die Schulen nicht zusperren müssen.

Trotz dieses exsistenzbedrohenden Budgetproblems unterstützen Darabos, Pröll (im Namen der schwarzen Innenministerin) und LH Niessel natürlich weiter den kräftezehrenden, juristisch fragwürdigen und real völlig sinnlosen Einsatz an der Burgendlandgrenze. Sozusagen eine Regionalwirtschaftsförderung aus dem Heeresbudget und ein Zugeständnis an vom Kleinformat verschreckte Einwohner, die hinter jeder Ecke Banden von Autodieben sehen gegen die nur das Bundesheer gewappnet ist.

Es wird wohl nicht mehr lange dauern bis das ÖBH den stolzen Staatsadler auf deren Uniform gegen unseren fruchtigen Freund rechts oben austauscht und damit der Realität inländischer Bananenpolitik Rechnung trägt. (Bildquelle: Internet)

5 Kommentare:

Putschist hat gesagt…

Trefflich formuliert! Was da drin los ist - abseits aller Schwachsinns-Polit-Task-Forces - hat neulich der Kärtner MilKdt. zusammengefasst. Er sagte: "Neu ist, dass die Diskrepanz zwischen Plan und Soll noch nie so drastisch war wie jetzt. Und es beginnt an die Substanz zu gehen, Die Leute glauben einem nicht mehr. Die innere Emigration des Kaderperonals nimmt dramatische Formen an. Das ist deshalb so schlimm, weil es kaum eine Berufsgruppe gegeben hat, ganz egal wie die Lage war, die sich so stark mit ihrer Aufgabe identifiziert haben wie die österreichischen Offiziere und Unteroffiziere!"

SanArzt hat gesagt…

wahnwitz! eine immer wieder ventilierte berufsarmee würde mit diesem budget genau 2 Monate leben - obwohl unser land sich das locker leisten könnte! derweil ist der rest unserer soldaten komplett demotiviert, pausenlos orgplanänderungen, keiner weiss welchen posten er in zukunft besetzen soll. ich als arzt bin schon froh, wenn ich ein funktionierenes stetoskop, eine gute taschenlampe habe, ein auto, mit dem ein kranker transportiert werden kann - in ruanda könnte es nicht schlimmer sein! das gesammte kaderpersonal ist diplomiert und bei bester ausbildung - aber demotiviert durch politiker a la darabos, platter oder zilk! hauptsache die wehrdienstzeit wurde auf 6 monate herabgesetzt, trotz mieser körperlicher verfassung unser meisten jugendlichen. der burgenlandeinsatz muss trotz schengenabkommen im hintergrund weitergeführt werden, um unsere bevölkerung - dank kronenzeitung mit der der minister verbündet ist - angeblich vor illegalen zu schützen. unsere burschen sind grossteils motiviert - ausser sie kommen aus dem roten wien. es ist alles nur mehr trostlos - aber dem land is' dank kleinformat (in hirn) wurscht...

Anonym hat gesagt…

Ausgezeichnet gewählt von den Autoren, das Beispiel Finnland! Gerade mal 5 Millionen EinwohnerInnen schaffen beides, bewundertes PISA-Musterland UND 64 F-18, 50 HAWKs, eine Marine usw. Klar haben die eine andere strat. Situation. Aber es geht um's KÖNNEN! Bei uns wird ja mehr Heeresbudget (oder Eurofighter) sofort zum medialen Massenelend verhunzt! Sind wir wirklich soviel depperter, vielleicht weil’s dort oben für Dichand und Fellner zu kalt is? Dann gehörte der Assistenzeinsatz eigentlich in der Muthgasse fortgesetzt – „Hier kein Durchgang wegen geistiger Reinigungsarbeiten!“ Denn vergleichbares wäre hier unmöglich: Präsidentin Tarja Halonen sagte letztes Jahr in ihrer großen Rede: „Finnland ist eines der wenigen europäischen Länder, das sich auch wirklich selbst verteidigen kann! Und dieses Prinzip werden wir sicher nicht aufgeben!“ Resultat? Eine jährliche Steigerung des finnischen Militärbudgets von 2% bis 2011! Übrigens: Der finnische Verteidigungsminister Stubb war voriges Jahr ja OSZE-Vorsitzender während des Georgienkrieges und sagte: „Mir half der Status des Neutralen nicht, sondern der OSZE-Hut. Und starke Telefonbatterien...“

Prometheus hat gesagt…

Der Herr Niessel ist nicht amtsmüde.
kann also noch ein paar Jahre dauern bis Darabos zurück zu uns ins BGLD kommt.

Anonym hat gesagt…

"Eines der wichtigsten Anliegen für das Heer von heute ist es, jene Epoche aufzuarbeiten, in der es in Österreich gar kein Bundesheer gab; die leidvolle Zeit der NS-Dikatatur."
So zu lesen in der letzten Ausgabe der zeitung Der Soldat Nr. 6/2010, Seite 4.
Noch Fragen zum Budget, welches in den kommenden Jahren um weitere 500Millionen Euro verringert wird, oder überhaupt zur Zukunft des ÖBH? Keine? Abtreten Herr Darabos!